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Öffentlichkeitsarbeit im Internet – die Weisheit des Meeres

Deep-Sea News ist ein beliebter Blog mit sehr lesenswerten Beiträgen einer meeresbiologischen Forschungsgruppe. Die Autoren veröffentlichten ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeitsarbeit in mehreren Online-Kanälen im Journal „PLOS Computational Biology“. Der Artikel mit dem vielversprechenden Titel “Ten Simple Rules for Effective Online Outreach” („Zehn einfache Regeln für effektive Öffentlichkeitsarbeit im Internet“) ist interessant für alle, die versuchen, einem breiten Publikum wissenschaftliche Botschaften zu vermitteln. Vieles davon lässt sich auch für die Vermittlung medizinischer Inhalte nutzen. Die Autoren führen ihre Vorgehensweise sehr anschaulich aus:

Der erste Schritt zu Beginn eines jeden Blogs ist eine klare Definition der Ziele und Werte des Blogs. Definiert man diese direkt zu Anfang, ergeben sich zwei Vorteile: Neuer Inhalt kann effizient erstellt werden und der Erfolg des Blogs wird auf Basis der zuvor definierten Ziele messbar. Die DSN-Autoren nahmen diesen Punkt sehr ernst und entwickelten ihr Leitbild und ihre zentralen Werte in einer strategischen Planungssitzung. Das daraus entstandene Leitbild „Demystifying and humanizing science in an open conversation that instills passion, awe, and responsibility for the oceans” („Entmystifizierung und Vermenschlichung der Wissenschaft im offenen Gespräch, das Leidenschaft, Ehrfurcht und Verantwortung für die Ozeane vermittelt“) vermittelt dem Leser bereits eine Ahnung vom Inhalt des Blogs.

Kontinuierliche Updates der Inhalte sind zwingend notwendig, um die bestehende Leserschaft zu halten und im besten Fall zu vergrößern. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den damit verbundenen Arbeitsaufwand zu stemmen: Die DSN-Autoren empfehlen, die Öffentlichkeitsarbeit im Internet von Anfang an in die eigenen Forschungsprojekte zu integrieren, um bei minimalem Zeitaufwand den Erfolg zu maximieren. Das Gleiche gilt für das Bloggen in der medizinischen Kommunikation: Es schreibt sich leichter über Themen, die mit aktuellen Projekten verwandt sind, als über ein komplett neues Gebiet. Angehende Blogger sollten außerdem darüber nachdenken, einen Gemeinschaftsblog zu gründen, denn einem Team von Autoren fällt es wesentlich leichter als einem Einzelkämpfer, regelmäßig neue, originelle Inhalte zu erstellen.

Um möglichst viele Leser effektiv zu erreichen, müssen Stil und Stilmittel der Zielgruppe angepasst werden. Die Verwendung von Internetphänomenen und Videos – wie von DSN praktiziert – ist gut geeignet, um Wissen bei Nicht-Fachleuten zu verbreiten. Medizinische Themen sind allerdings sensibler und manche Internetphänomene daher wenig geeignet, um Patienten und Fachkreise zu erreichen. Die Einbindung der Textaussagen mit Illustrationen und Grafiken ist dabei immer eine gute Idee.

Die Gesamtheit eines Blogs – seine Ziele, Werte und visuelle Anmutung – formt eine Marke und schafft einen Wiedererkennungswert, der die Zielgruppe mit der Marke verbindet. Da die Leser Konsistenz erwarten, sollte der gesamte Inhalt des Blogs einem klaren, wiedererkennbaren Stil folgen. In der medizinischen Kommunikation ist dies besonders wichtig, da ein einheitliches Format und ein konsistenter Stil auch die Vertrauenswürdigkeit einer Informationsquelle vermitteln. Texte in unterschiedlichen Stilen und Formaten könnten hingegen als weniger glaubwürdig wahrgenommen werden.

Da die meisten Leser nur ein oder zwei Online-Plattformen nutzen, empfiehlt DSN, die Inhalte des Blogs über mehrere Plattformen zu verbreiten. Für die medizinische Leserschaft sind LinkedIn und ResearchGate eventuell besser geeignet als Twitter oder Facebook. Die einzelnen Autoren sollten sich auf individuelle Plattformen spezialisieren, um schnell auf Leserkommentare zu antworten und so eine Diskussion zu fördern. So können Leser motiviert werden, den Blog wiederholt zu besuchen.

Das Sammeln und Bewerten von Besucherzahlen und Metriken sozialer Medien hilft, die erfolgreichsten Blogeinträge zu identifizieren. Obwohl es schwer vorhersehbar ist, welche Beiträge am interessantesten für die Leser sind, kann das Monitoring über einen längeren Zeitraum aufzeigen, was am besten funktioniert. Die DSN-Autoren empfehlen eine Textlänge von 400 bis 800 Wörtern, reichhaltig illustriert mit Bildern und Videos. Texte in der medizinischen Kommunikation sind zwar tendenziell länger, jedoch schätzen alle Leser, die nach neuen relevanten Informationen suchen, einen klaren und kompakten Stil.

Wie das Bloggen über Meeresbiologie macht ein Blog über medizinische Themen den oder die Blogger für Öffentlichkeit, Medien und Kollegen sichtbar. Darüber hinaus kann ein gut gepflegter Blog zu einer vertrauenswürdigen Informationsquelle für Medien, Öffentlichkeit und Fachkreise werden. Online-Interaktionen können auch neue Ideen und Kooperationen fördern, welche letztlich zu neuen Projekten für die Autoren führen.

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